DIE LEIDEN DES JUNGEN WERTHER
mit jungen und nicht mehr jungen Männern, die liebten und litten
nach Johann Wolfgang Goethe in einer Fassung von Miriam Tscholl und Esther Undisz
Premiere 23.09.2017 Staatsschauspiel Dresden, kleines Haus
REGIE: Miriam Tscholl
BÜHNE / KOSTÜME: Sabine Hilscher
MUSIK: Michael Emanuel Bauer
DRAMATURGIE: Esther Undisz
LICHT / VIDEO: Andreas Kunert
MIT Ilia Fedorov, Franjo Giesing, Bertolt List, Max Löffler, Hans-Werner Sonntag
MUSIKER: Christa Abels, Christoph Margraf
Eine Produktion der Bürgerbühne Dresden/Staatsschauspiel
In Goethes 1774 erschienenem Briefroman flieht der junge Rechtspraktikant Werther aus der Stadt und sucht ein selbstbestimmtes
Leben jenseits der Konventionen. In Briefen an seinen Freund berichtet er über seine unglückliche Liebe zu Lotte, die bereits mit
einem anderen Mann verlobt ist. Kompromisslos wählt Werther schließlich den Freitod. „Die Wirkung dieses Büchleins war groß,
ja ungeheuer, und vorzüglich deshalb, weil es genau in die rechte Zeit traf“, schrieb Johann Wolfgang Goethe. Richard David
Precht bezeichnet den Briefroman heute als „verlogene Sozialromantik“ und rechnet ihn zum „unbrauchbaren Schulwissen“. Die Bildungsministerien sind da anderer Meinung: Auch in Zeiten von Emojis und profundem Wissen über biochemische Prozesse
wird die Dichtung vom leidenschaftlich-romantischen Werther als Lektüre empfohlen. In der Psychologie umfasst das
„Krankheitsmodell Werther“ eine Reihe von Merkmalen, zum Beispiel Realitätsverlust, unerfüllbaren Kreativitätsdrang und
Suizidneigung. Aber will einer von uns sterben, ohne unsterblich verliebt gewesen zu sein? Wie steht es 240 Jahre nach Goethe
um unsere Sehnsucht nach großen Gefühlen? War Lotte ein typisches Stalking-Opfer und wie frei sind wir bei der Partnerwahl
und in der Frage, wie wir leben und sterben wollen?
Geben wir Werthers stürmischen Briefen eine kritische, aber ehrliche Chance. In dieser Inszenierung stellen wir Goethes
DIE LEIDEN DES JUNGEN WERTHER auf den Prüfstand. Anhand eigener Lebenserfahrungen verraten Dresdner Männer
verschiedener Generationen ihr Verhältnis zu Romantik und Pragmatik, befragen ihren Mut zur Freiheit und geben Einblick in
alte Liebesbriefe und Tinderaccounts.
Fotos: Sebastian Hoppe